Dionysos war ein Sohn des Zeus.
Die alten Griechen verehrten ihn als Gott des Weines und der Freude.
Dionysos – Gott der Freude und der Fruchtbarkeit
In der griechischen Welt der Götter wurde Dionysos als Gott des Weines und der Freude gepriesen. Außerdem war er Gottheit der Fruchtbarkeit, der Trauben sowie der Ekstase, aber auch des Wahnsinns.
Weil das Gefolge des Dionysos oft großen Lärm machte, nannten ihn die alten Griechen zuweilen Bromios, was Lärmender bedeutete, oder Bakhos bzw. Bacchus (Rufer).
Unter dem Namen Bacchus wurde der Gott auch von den Römern verehrt. Er galt als jüngster unter den großen griechischen Göttern.
Herkunft des Gottes Dionysos
Dass Dionysos‘ Vater Zeus war, steht fest. Unklarheiten gibt es aber über seine Mutter.
So kommen je nach Quellenlage mit den Korngöttinnen Demeter und Io, der Ernte- und Unterweltgöttin Persephone, dem Fluss Lethe sowie der Sterblichen Semele mehrere Kandidatinnen in Betracht.
Die bekannteste Geschichte berichtet, dass Semele, die Tochter von König Kadmos von Theben, die Mutter von Dionysos war.
Zeus nahm menschliche Gestalt an, um Semele lieben zu können, was jedoch seiner eifersüchtigen Ehefrau Hera nicht entging.
Um sich an Zeus zu rächen, verlangte Hera in einer Verkleidung von Semele, Zeus um einen Beweis seiner Liebe zu bitten. So sollte er sich ihr in seiner richtigen Gestalt zu erkennen geben.
Zeus wurde nach dieser vermeintlichen Forderung Semeles wütend, verwandelte sich in einen Blitz und verbrannte seine Geliebte.
Allerdings trug Semele bereits mit Dionysos ein Kind von Zeus in sich.
Daher beschloss der Göttervater, den ungeborenen Abkömmling in seinen eigenen Körper aufzunehmen.
Drei Monate später brachte Zeus seinen Sohn selbst zur Welt, indem er seinen Körper erneut öffnete.
Aus diesem Grund wurde Dionysos auch „zweimal Geborener“ genannt.
Auf diese Weise stieg Dionysos selbst zum Gott auf und erlangte Unsterblichkeit.
Dabei war er der einzige griechische Gott, der eine sterbliche Mutter besaß.
Heimliche Geburt des Dionysos
Einer Legende aus Lakonien zufolge brachte Semele Dionysos heimlich im königlichen Palast ihres Vaters zur Welt.
Als Kadmos davon erfuhr, sah er dies jedoch als große Schande an. Voller Hass ließ er Tochter und Enkel in eine Kiste sperren und auf hoher See aussetzen, damit sie dort zugrunde gingen.
Die Kiste mit den beiden trieb allerdings an die Küste von Lakonien. Während Semele gestorben war, hatte ihr Sohn überlebt und wurde zunächst von Ino, der Schwester der Semele, aufgezogen.
Doch wieder griff Hera in das Geschehen ein. Als sie Ino und ihren Zögling Dionysos gefunden hatte, trieb sie Semeles Schwester und deren Mann König Athamas in den Wahnsinn.
Athamas brachte im Wahn einen seiner Söhne um. Bevor er mit seinem anderen Sohn fortfahren konnte, ergriff Ino diesen und sprang mit ihm ins Meer.
Dionysos als Zagreus
Eine andere Geschichte berichtet wiederum, dass Zeus die Gestalt einer Schlange annahm, um sich seiner eigenen Tochter Persephone nähern zu können. Daraus entstand ein Kind namens Zagreus oder Dionysos.
Weil Zeus seinen Sohn über alles liebte, erregte er wieder einmal Heras Eifersucht, die den Titanen befahl, Dionysos umzubringen.
Beim Spielen griffen die Titanen den Jungen an und zerrissen ihn in sieben Stücke. Seine Überreste wurden in einem Kessel gekocht und verspeist.
Der tief getroffene Zeus vernichtete die Titanen daraufhin wutentbrannt mit seinen Blitzen.
Durch die Vermischung der Asche der Titanen mit der Asche des Zagreus sollen dann die Menschen entstanden sein, wodurch der Mensch sowohl göttliche als auch titanische Fähigkeiten erhielt, wie die Orphiker berichteten.
In einer anderen Version der Geschichte kam es zu einer Wiedergeburt von Zagreus als Dionysos aufgrund der Intervention von Zeus, der dabei von Athene Unterstützung erhielt.
Die Kindheit des Dionysos
Weil Dionysos ständig auf der Hut vor Heras Rache sein musste, verbrachte er seine Kindheit außerhalb von Theben.
So wurde er vom Götterboten Hermes nach Böotien gebracht. Doch auch dort spürte ihn Hera auf, sodass er ins asiatische Nysa am Aralsee weiterzog.
Weil Hera Dionysos ständig verfolgte, konnte der Junge nicht bei seinem Vater auf dem Olymp leben.
In Nysa zogen Frauen Dionysos groß. Als seine Amme fungierte Rhea, die Mutter des Zeus, die ihren Enkel schnell ins Herz schloss. Rhea brachte Dionysos wichtige Künste bei.
Eine andere Geschichte berichtet dagegen, dass Dionysos in Nysa von Hermes oder Pans Sohn Silenos erzogen wurde. Als Dionysos das Erwachsenenalter erreicht hatte, begleitete ihn Silenos auf seinen Reisen.
Außerdem soll Dionysos in Nysa Freundschaft mit dem Satyr Ampelos geschlossen haben und unter wilden Tieren wie Löwen, Leoparden und Tigern aufgewachsen sein. Später wurde Ampelos sogar sein Geliebter.
Gemeinsam mit Ampelos kam Dionysos hinter das Mysterium der Weinreben. Die köstlichen Weintrauben dienten den beiden als Nahrung.
Schließlich gelang ihnen die Entdeckung, dass aus den Traubenresten ein angenehm duftender und wohlschmeckender Saft entstand. Er erhielt die Bezeichnung Wein und stieg zu den beliebtesten Getränken unter den Menschen auf.
Die Freundschaft mit Ampelos endete mit dessen Tod, als der Satyr unglücklich bei einem Ritt auf einem Stier stürzte.
Sein Tod ging wieder einmal auf Heras Wirken zurück. So war es Zeus‘ Gemahlin gewesen, die den eigentlich zahmen Stier nach Nysa gesandt hatte.
Mit dem stolzen Tier kam aber auch eine Bremse nach Nysa, die den Stier rasend machte, als Ampelos auf ihm reiten wollte. Das Tier warf den Satyr ab, der sich sein Genick brach und starb.
Dionysos stieg dagegen in Nysa zum Herren der Tiere auf.
Dionysos vom Wahnsinn befallen
Als Dionysus gerade das Erwachsenenalter erreicht hatte und nach Griechenland zurückkehrte, erwartete ihn ein erneuter hasserfüllter Angriff von Hera, die ihn mit Wahnsinn schlug.
Mehrere Jahre musste der junge Gott deswegen durch die Gebiete Asiens und Afrikas irren und durchstreifte dabei aller Herren Länder.
Eines Tages führte ihn sein Weg auf die Insel Kreta zum heiligen Berg Ida. Dort erlöste die Göttin Kybele Dionysos von seinem Wahn.
Seither war er nun selbst in der Lage, über andere Menschen den Wahnsinn zu bringen, die ihm schaden wollten.
Dazu gehörte vor allem der Thrakerkönig Lykurgos. Einer Geschichte zufolge war Dionysos von Zeus selbst nach Nysa gebracht und den dort lebenden Nymphen anvertraut worden.
In einer Höhle beherbergten die Nymphen das Kind und versorgten es mit Milch und Honig. Doch Lykurgos, ein unerbittlicher Feind der Nymphen, griff sie mit Peitschen an und verjagte sie, sodass Dionysos ins Meer springen musste.
In den Tiefen des Meeres erlangte er den Schutz der Göttin Thetis, der Herrin des Ozeans. Bis Dionysos das Jünglingsalter erreicht hatte, konnte er bei Thetis bleiben.
Die Jahre vergingen, aber Dionysos vergaß die schlechten Taten des Lykurgos nicht.
Als er die Fähigkeit erhielt, selbst den Wahnsinn zu bringen, schlug er den bösen König damit, der in seinem Wahn sämtliche Angehörigen und Freunde umbrachte, bis ihn schließlich selbst der Tod ereilte.
Damit waren die Nymphen gerächt.
Dionysos als Gott des Weines
Am bekanntesten wurde Dionysos als Gott des Weines und des Rausches.
Im Dionysoskult galt der Rausch als Mittel, um sich mit dem Gott zu verbinden. Regelmäßiger Alkoholismus war damit jedoch nicht gemeint.
Dionysos selbst schützte sich vor Rausch und Trunkenheit mit einem speziellen Amethysten.
Von seinen Anhängern erhielt er zudem Verehrung für Ekstase und Enthusiasmus.
Dionysos und Pentheus
Als Dionysos Heras Attacken erfolgreich entgangen war, konnte er seinen Triumphzug als Gott durch die griechischen Städte antreten.
Mit seinem Gefolge kehrte er schließlich auch in seine Heimatstadt Theben zurück, wie der griechische Dramatiker Euripides (um 480 bis 406 v. Chr.) erzählte.
Dabei verkleidete sich der Gott als Wanderprediger.
Der Vater seiner Mutter Semele war nun nicht mehr der Herrscher der Stadt, sondern sein Enkelsohn Pentheus.
Pentheus sah den aufkommenden Dionysoskult nicht gerne und war dabei, ihn zu unterbinden. Deswegen ließ er den Gott als einen wilden Wahnsinnigen darstellen.
Auf keinen Fall wollte er Dionysos als Sohn des Zeus Anerkennung zollen, zumal das Kind im Leib seiner Mutter verbannt sei.
Selbst als Dionysos persönlich vor König Pentheus trat, weigerte dieser sich nach wie vor, ihm zu huldigen.
Der als Wanderprediger maskierte Dionysos konnte den Monarchen jedoch dazu überreden, ihn auf einen Berg zu begleiten, an dem geheime Orgien des Gottes stattfanden.
Weil aber ausschließlich Frauen daran teilnehmen durften, musste sich Pentheus als Frau verkleiden.
Mit dem maskierten Dionysos erklomm Pentheus eine Tannenspitze, um das Geschehen verfolgen zu können.
Plötzlich war der Wanderprediger jedoch verschwunden und Dionysos Stimme machte die im Rausch tanzenden Frauen auf den Eindringling aufmerksam.
Zu den Frauen gehörte auch die Mutter des Pentheus.
Als die Frauen den Baum entwurzelten, wandte sich Pentheus hilfesuchend an seine Mutter.
Weil sich Pentheus‘ Mutter und ihre Begleiterinnen im Rausch befanden, erkannten sie den König aber nicht und hielten ihn für einen jungen Löwen, den sie zerrissen.
Zurück in Theben erwachte die Königsmutter aus ihrem Rausch und erkannte, dass sie ihren eigenen Sohn getötet hatte.
Dionysos verurteilte sie zum Exil, sodass sie Theben für immer verlassen musste.
Danach begab sich der junge Gott nach Argos, wo er eine ähnliche Machtdemonstration abgab. So verfiel die Tochter von König Proitos dem Wahn und verschlang ihre eigenen Kinder.
Hochzeit mit Ariadne
Nach seiner Anerkennung als Gott beschloss Dionysos, Ariadne zur Frau zu nehmen. Ariadne war eigentlich eine sterbliche Frau, so wie Dionysos Mutter, doch wurde sie von dem Gott ebenfalls zur Göttin erhoben.
Ariadne stammte aus Kreta und sollte eigentlich die Frau des Helden Theseus werden, der sie vor dem schrecklichen Ungeheuer Minotaurus gerettet hatte und ihr die Ehe versprach.
Auf der Heimreise verließ Theseus Ariadne jedoch bei einem Zwischenstopp auf der Insel Naxos, weil ihm das die Göttin Athene befohlen haben soll.
Einer anderen Version zufolge war es Dionysos selbst, der Theseus im Traum erschien und ihm klarmachte, dass er selbst Ariadne begehrte.
Jedenfalls blieb Ariadne allein auf Naxos zurück, bis Dionysos als Retter erschien und sie zur Frau nahm.
Als Geschenk erhielt sie einen Kranz mit Edelsteinen.
Allerdings hatte Dionysos vor seinem Treffen mit Ariadne noch ein Abenteuer zu bestehen.
Auf der Überfahrt von Ikaria nach Naxos musste der Gott feststellen, dass es sich bei seinem Transportmittel um ein Piratenschiff handelte, dessen Besatzung ihn als Sklaven verkaufen wollte.
Es kostete Dionysos jedoch keine Mühe, sich von seinen Fesseln zu befreien und das Schiff mithilfe von Wein- und Efeuranken anzuhalten.
Die Piraten vertrieb er, indem er bei ihnen Wahnvorstellungen verursachte. So sprangen sie ins Meer, wo sie die Gestalt von Delfinen annahmen.
Nachdem Ariadne der Hochzeit zugestimmt hatte, stieg sie zur Göttin auf und fuhr zusammen mit Dionysos in dessen Wagen zum Himmel hinauf.
Dionysos als Gott des Olymp
Um auf den Olymp zu gelangen, hatte es Dionysos anfangs nicht leicht. So war er weder Kämpfer noch Held, sodass ihm die anderen Götter eher mit Ablehnung begegneten.
Als ihm jedoch die Erschaffung des Weins gelang, erhielt er von Zeus die Unsterblichkeit.
Außerdem wollte der Göttervater, dass er zu ihm auf den Olymp komme.
Allerdings wäre Dionysos der 13. Gott des Olymp geworden. Die 13 galt jedoch als Unglückszahl.
Daher schreckte Zeus von seiner Entscheidung wieder zurück.
Die Lage änderte sich jedoch, als die gütige Göttin Hestia auf ihren Platz auf dem Olymp verzichtete. Ihre Stelle nahm stattdessen Dionysos ein.
Nachkommenschaft des Dionysos
Dionysos zeugte auch einige Nachkommen wie Oenopion, den legendären König von Chios, mit seiner Gemahlin Ariadne.
Auch mit Aphrodite hatte der Gott des Weines einige Abkömmlinge wie den Fruchtbarkeitsgott Priapos, Hymen, den Gott der Hochzeit, sowie die Chariten Thalia, Aglaia und Euphrosyne.
Merkmale in bildlichen Darstellungen
Die Darstellung des Dionysos erfolgt zumeist mit Weinranken oder Efeuranken.
Als typische Merkmale gelten das Trinkgefäß Kantharos sowie der Thyrsosstab, der von Reben und Efeu umgeben wird.
Der Dionysoskult
Besonders großen Einfluss übte Dionysos in der Blütezeit von Athen aus. So wurden ihm dort zu Ehren große Feste gegeben.
Als Höhepunkte galten die Dionysien, die in den Monaten März und April in Athen veranstaltet wurden.
Dabei brachten die Theater klassische Werke von berühmten Dichtern wie Euripides, Sophokles, Aristophanes und Aischylos dar.
Am größten fiel die Verehrung für Dionysos bei den Frauen aus. Die Begleiterinnen der dionysischen Züge wurden als Mänaden bezeichnet.
Bei den Feierlichkeiten trugen die Mänaden Felle von Rehen, Hirschen oder Füchsen und verzierten sich mit Efeu.
Es kam zu orgiastischen Riten wie dem Töten von wilden Tieren sowie ungezwungenen Liebesakten.
Außerdem wurde zur Musik vom Tamburinen, Pauken und Flöten getanzt.
Die Römer feierten ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. die Bacchanalien in ungestümer Ausgelassenheit.