Hermes – Götterbote und Schutzgott der Reisenden und Kaufleute

Gott Hermes
Hermes – Bild: Rob Wilson / Shutterstock.com

Hermes gehörte zu den zwölf Göttern des Olymps.

Er wurde als Schutzgott der Reisenden, Hirten und Kaufleute verehrt und erlangte Bekanntheit als Götterbote.

Hermes, der Götterbote

Hermes war Teil der Götter des Olymps und erfüllte wichtige Aufgaben. So war er Gott des Verkehrs, der Kaufleute und Reisenden, der Hirten sowie der Redekunst, der Magie und der Gymnastik.

Außerdem galt er als Gott der Diebe und geleitete die Seelen der Toten zu Hades, dem Beherrscher der Unterwelt.

Seine bekannteste Aufgabe war die des Götterboten. So wurden durch ihn die Beschlüsse von Göttervater Zeus verkündet.

Von Hermes soll zudem die Hirtenflöte stammen.

Hermes tauschte die Flöte bei Apollon gegen seinen Stab ein.

Des Weiteren erhielt er von Zeus einen Heroldsstab, womit er zum Götterboten aufstieg.

Darstellung des Hermes

Die alten Griechen stellten Hermes oft in junger, bartloser Gestalt dar.

Zunächst trug er auf seinem Kopf einen Hut mit breiter Krempe. Später wurde dieser gegen einen geflügelten Helm ausgetauscht.

Weitere Merkmale waren geflügelte Schultern, geflügelte Schuhe sowie der Hermesstab (Caduceus oder Kerykeon), der dem Götterboten einige Kräfte verlieh.

Zum Beispiel war Hermes damit imstande, andere zum Einschlafen zu bringen oder Träume zu erzeugen.

Umwunden wurde der goldene, magische Stab von zwei Schlangen, die sich einander ansahen.

Die Römer bildeten Hermes oft mit einem Geldbeutel ab.

Einige Darstellungen präsentierten Hermes auch gemeinsam mit einem Widder oder einer Schildkröte.

Manchmal trug der Gott einen spitzen Bart, der sich in die vordere Richtung krümmte.

Hermes‘ Herkunft

Zeus war nicht nur der Göttervater, sondern auch der Vater des Hermes. Dessen Mutter Maia war eine Plejade und entstammte dem Titanen Atlas.

Das Licht der Welt soll Hermes in Arkadien auf dem Berg Kyllene erblickt haben. Manche Quellen geben aber auch die Umgebung des Olymps als Geburtsort an.

Der Legende nach versetzte der Heroldsstab Hermes in die Lage, Menschen in den Schlaf zu versetzen und wieder daraus zu erwecken.

Ferner agierte Hermes als Begleiter auf Reisen.

Kindheit und Diebstahl einer Kuhherde

Es dauerte nicht lange, bis sich Hermes als listiger Sohn des Zeus erwies.

Als seine Mutter Maia einige Tage nach seiner Geburt einmal kurz nicht auf ihn Acht gab, schlich sich der junge Hermes aus seiner Krippe und lief hinaus auf die Felder, um sich die Welt anzusehen.

Kurz darauf lief ihm auf einer Wiese eine edle Kuhherde über den Weg, die zum Besitz seines Halbbruders Apollon zählte. Hermes entschloss sich dazu, Apollon die Kühe abzunehmen und zur Höhle seiner Mutter zu bringen.

Um keine Spuren zu hinterlassen, fertigte Hermes Schuhe aus Eichenrinde an, die er den Kühen um deren Hufe wickelte.

Im Schutz der Dunkelheit brachte er die Herde weg.

Am nächsten Tag zeigte sich Apollon äußerst verwundert darüber, wo seine Kühe abgeblieben waren.

Nachdem er vergeblich die ganze Gegend abgesucht hatte, beschloss er, eine Belohnung für das Wiederfinden der Kühe sowie die Ergreifung des Diebes auszusetzen.

Nach einiger Zeit half der Zufall Apollon bei seiner Suche weiter. So entdeckte er in der Nähe von Maias Höhle zwei aufgespannte Kuhhäute.

Apollon stellte Maia zur Rede. Als er sie fragte, wer seine Kühe gestohlen hatte, deutete sie auf den kleinen Hermes. Sie bat Apollon um Mitleid. So sei Hermes schließlich nur ein kleines Baby.

Freundschaft mit Apollon

Apollon nahm den Jungen mit auf den Olymp und klagte ihn dort vor den Göttern des Diebstahls an. Schließlich gestand Hermes, dass er die Kuhherde gestohlen hatte.

Daraufhin brachte Apollon den jungen Hermes wieder zurück zu Maias Höhle.

Dabei entdeckte er, dass Hermes auch ein genialer Erfinder war. So hatte er zum Beispiel die Schildplattleier ersonnen, auf der er wunderbar spielte.

Als Hermes dann auch noch die Großzügigkeit, Intelligenz und den Großmut seines Bruders besang, verrauchte Apollons Zorn und er vergab dem Jungen.

Hermes bot Apollon an, ihm die restlichen Kühe zurückzugeben. Sein Bruder verzichtete und begehrte stattdessen die Leier. Nach diesem Tausch waren beide Söhne des Zeus zufrieden.

Später fertigte Hermes eine Hirtenflöte an, die Apollon ebenfalls begehrte. Er war bereit, sie für einen Hirtenstab aus Gold einzutauschen.

Hermes verlangte allerdings von Apollon, das Wahrsagen zu erlernen. Diese Kunst konnte Apollon seinen jüngeren Halbbruder allerdings nicht lehren, weil er sie selbst durch Diebstahl erlangt hatte.

Hermes‘ frühe Taten

Als kleiner Junge brachte Hermes die Welt der Götter in ziemliche Unruhe, weil er immer wieder deren Eigentum stahl.

So stibitzte er Ares‚ Schwert, Poseidons Dreizack, Hephaistos‚ Zange, Aphrodites Gürtel sowie Apollons Pfeile und Bogen. Selbst vor Zeus‚ Zepter schreckte er nicht zurück. Lediglich vor dessen Blitzen hatte er Achtung.

Aufstieg zum Götterboten

Göttervater Zeus war sehr zufrieden mit seinem aufgeweckten Sprössling.

Er mahnte ihn jedoch, nicht zu lügen und stets das Eigentum der anderen zu achten.

Hermes versprach seinem Vater, nicht mehr richtig zu lügen, wenn er ihn zum Götterboten ernannte. So wollte er sämtlichen göttlichen Besitz schützen und Zeus dienen.

Schließlich machte Zeus seinen Sohn zum Götterboten.

Außerdem stieg er zum Schutzgott der Reisenden auf und begleitete die Verstorbenen bis in den Hades.

Des Weiteren war er der Beschützer von Kaufleuten, Künstlern und Handwerkern und förderte den friedlichen Handel.

Hermes‘ Erfindungen

Hermes machte sich auch als Erfinder einen Namen. So soll er das Weissagen und das Würfeln erfunden haben.

Gemeinsam mit den Moiren entwickelte der Götterbote das griechische Alphabet.

Als weitere Erfindungen des Hermes galten Sportarten wie Turnen und Boxen, die Astronomie, Maße und Gewichte, das Kultivieren des Ölbaums sowie die Tonleiter.

Hermes‘ Nachkommen

Hermes hatte auch einige Nachkommen. Sie hießen Blybos, Mytrilos, Abderos, Arpalykos und Autolykos, der zum Großvater des legendären Odysseus wurde.

Von Hermes wurde ihm das Stehlen beigebracht, sodass er sich zu einem Meisterdieb entwickelte.

Als Hermes bekanntester Nachkomme gilt das Mischwesen Pan, der Gott des Waldes und der Natur.

Stattlich war auch die Anzahl seiner Geliebten. Dazu gehörten u. a. Nymphen wie Tanagra, Sose und Karmentis, aber auch Amphion, der König von Theben, sowie Krokos, der Arkadier, waren seine Liebhaber.

Gemeinsam mit Aphrodite soll Hermes der Vater des Zwitterwesens Hermaphroditos gewesen sein.

Hermes hatte außerdem sterbliche Nachkommen wie Daphnis, der die Hirtendichtung erfand.

Mit der Sterblichen Antianeira zeugte Hermes die Argonauten Echion und Eurytos.

Von der schönen Chione, der Tochter des Daidalion, wurde ihm Autolykos geboren.

Schutzherr großer Helden

Nicht selten begleitete Hermes auch große antike Helden wie Herakles, Perseus oder Odysseus, um ihnen bei ihren Abenteuern beizustehen.

So half er ihnen oft, wenn sie sich in die finstere Unterwelt begeben mussten.

Gemeinsam mit Athene sorgte er beispielsweise dafür, dass Herakles wieder an die Oberfläche zurückgelangen konnte.

Auch Perseus stand er bei, als dieser gegen die Medusa kämpfte. Dabei überreichte er dem Helden das Schwert, mit dem er die Medusa mit einem einzigen Schlag töten konnte.

Hermes‘ Abenteuer

Hermes erlebte aber auch selbst einige Abenteuer. So wurde er u. a. in die Affäre seines Vaters Zeus mit der Priesterin Io verwickelt.

Zeus Gemahlin Hera hatte den Ehebruch jedoch entdeckt und wollte an Io Rache nehmen.

Um sie vor seiner rasend eifersüchtigen Frau zu schützen, verwandelte Zeus Io in ein weißes Kalb.

Damit sich jedoch niemand mehr Io nähern konnte, beauftragte Hera das Monster Argos, das über tausend Augen verfügte, damit, die Geliebte ihres Gemahls ständig zu bewachen.

Hermes erhielt nun wiederum die Aufgabe von Zeus, Io zu befreien.

Um das Monster milde zu stimmen, brachte Hermes ihm einige Lieder und Geschichten dar. Schließlich wurde Argos müde und schlief ein, sodass der Götterbote ihn töten und Io befreien konnte.

Während des Trojanischen Krieges war Hermes ebenfalls wichtig, als er sich auf die Seite der Griechen schlug.

Gemeinsam mit Hephaistos schmiedete der Götterbote den Titanen Prometheus an den Kaukasus.

Eine weitere Legende berichtet, dass Zeus mit einigen anderen Göttern Pandora erschuf, um den unverschämten Prometheus in die Schranken zu weisen. Von Hermes erlernte Pandora das Sprechen.

Verehrung bei den Römern und Ägyptern

Die Römer verehrten Hermes unter dem Namen Merkur oder Mercurius.

Vor allem bei den Plebejern erfreute er sich großer Beliebtheit, da sie oft Händler waren. So galt Merkur auch bei den Römern als Schutzgott der Händler und Astronomen.

Im alten Ägypten wurde Hermes oft mit Thot in Verbindung gebracht. Der Legende nach fertigten Hermes und Thot sogar gemeinsam Schriften an.

Aufgrund dieser Verbindung wurde von der Entstehung zahlreicher alchimistischer, magischer und astrologischer Texte berichtet.

Durch das Verschmelzen der beiden Götter Hermes und Thot entstand die Göttergestalt Hermes Trismegistos.